Eine Revolution in der Patientenpflege
Heutzutage lässt sich die zentrale Rolle, die die ordnungsgemäße Händehygiene bei der Krankenpflege spielt, nicht mehr leugnen. Mehr noch: Sie gilt als eine der wichtigsten Maßnahmen zur Infektionsbekämpfung. Bis vor einigen Jahren war das Bewusstsein dafür, wie wichtig die Händehygiene ist, noch nicht so weit verbreitet. Gemäß dem Experten für Infektionskrankheiten, Professor Didier Pittet, auch als Vater der modernen Händehygiene bezeichnet, kann die Entwicklung in den letzten Jahrhunderten als wahre Revolution bezeichnet werden.
Routinen für die Händehygiene zu finden, die den Anteil der therapieassoziierten Infektionen senken, war eine wesentliche Motivation für Professor Pittet, der auch bei der Entwicklung von Leitlinien durch die WHO zur Händehygiene im Gesundheitswesen lange eine zentrale Rolle spielte. Die Leitlinien selbst sind jedoch nicht ausreichend, um eine Verhaltensänderung zu bewirken. Genauso wichtig ist es, eine Strategie zu entwickeln, die bei der Umsetzung der Leitlinien viele verschiedene Perspektiven berücksichtigt.
Aufgrund seiner langjährigen Erfahrung in der Händehygiene hat Professor Didier Pittet verstanden, dass viele Elemente vorhanden sein müssen, um einen erfolgreichen Wandel zu bewirken. Die Strategie der WHO besteht aus fünf Elementen:
- Komfortable Händehygiene mit alkoholischen Einreibepräparaten an jedem Pflegeort,
- Schulungen des Krankenpflegepersonals,
- kontinuierliche Überwachung und Leistungsfeedback,
- Gedächtnisstützen am Arbeitsplatz und
- eine Kultur, bei der Sicherheit oberste Priorität hat.
– Für den Erfolg sind alle fünf Elemente wichtig, da sie aufeinander aufbauen. Wenn Sie einen Punkt weglassen, erzielen Sie nicht dieselben Ergebnisse.
Professor Didier Pittet vergleicht die Einführung von Leitlinien zur Händehygiene mit der Einführung von Sicherheitsgurten in der Mitte des 20. Jahrhunderts. Ebenso wie bei der Händehygiene waren die Vorteile von Sicherheitsgurten offensichtlich, es brauchte jedoch lange, um das Verhalten der Öffentlichkeit zu ändern.
– Eine Abwehrhaltung gegenüber Veränderungen ist absolut menschlich und betrifft nicht nur die Krankenpflege. Deswegen sind positive Verstärkung und Feedback so wichtig. Menschen fühlen sich durch Ergebnisse bestärkt, was zu weiteren positiven Effekten führt.
Auch wenn es in der Händehygiene große Fortschritte gegeben hat, ist Professor Pittet der Meinung, dass es nach wie vor Bereiche für Verbesserungen und bessere Methoden gibt.
– Wir müssen bessere Aufklärungsarbeit zu den fünf Situationen betreiben und die Strategien zur Händehygiene innovativer gestalten. Dann werden sich die Menschen dauerhaft daran erinnern und sich an die Leitlinien halten. Außerdem besteht Verbesserungsbedarf, wie die Einhaltung überwacht und Feedback gegeben wird. Hier spielt Technologie eine wichtige Rolle.
Dank besserer Routineabläufe in der Händehygiene retten wir wahrscheinlich jedes Jahr fünf bis acht Millionen Leben auf der ganzen Welt.
Insgesamt sieht er die Entwicklungen in der Händehygiene positiv – sowohl hinsichtlich der schon erreichten Fortschritte als auch für die zukünftige Entwicklung.
– Seit wir unsere Arbeit aufgenommen haben, konnten wir eine Revolution in der Patientenpflege beobachten. Dank besserer Routineabläufe in der Händehygiene retten wir wahrscheinlich jedes Jahr fünf bis acht Millionen Leben auf der ganzen Welt. Heutzutage ist für die meisten Ärzte eine gute Händehygiene in ihrer Arbeitsroutine völlig normal. Händehygiene wird nun auch an der Universität gelehrt. Die neue Generation der Ärzte ist besser informiert und gut vorbereitet und führt hoffentlich eine neue Revolution in der Händehygiene an.
Fünf Situationen für Händehygiene
Zur effektiven Händehygiene sollten Fachkräfte im Gesundheitswesen ihre Hände in fünf kritischen Situationen während der Patientenpflege desinfizieren oder waschen.
- Beispiele: Vor dem Händeschütteln, bevor dem Patienten geholfen wird, sich zu bewegen, vor der körperlichen Untersuchung.
- Beispiele: Vor der Mund-/Zahnpflege, Sekretabsaugung, Wundversorgung, Einsetzen von Kathetern, Zubereitung von Nahrung, Medikationen.
- Beispiele: Nach der Mund-/Zahnpflege, Sekretabsaugung, Blutabnahme und Handhabung von Blut, des Entfernens von Urin, Fäkalien, beim Umgang mit Müll.
- Beispiele: Nach dem Händeschütteln, dem Helfen des Patienten, sich zu bewegen, der körperlichen Untersuchung.
- Beispiele: Nach dem Wechsel der Bettwäsche, Anpassung der Perfusionsgeschwindigkeit.