Die Bedeutung des Menstruationszyklus für die Gesundheit der Frau bekannter machen
Eine Vielzahl von Gesundheitszuständen wird vom Menstruationszyklus beeinflusst. Dennoch ist das Wissen über diese Zusammenhänge sowohl bei Ärzten als auch Patienten dürftig, was zu Fehldiagnosen und ungeeigneten Behandlungen führen kann. Aus diesem Grund hat Sally King ein Forschungs- und Informationszentrum namens Menstrual Matters eingerichtet, um das Bewusstsein für die Rolle des Menstruationszyklus – und die hormoneller Medikamente – zur Vorbeugung chronischen Erkrankungen von Frauen zu schärfen.
King ist aufgrund eigener Gesundheitsprobleme auf diese Wissenslücke gestoßen. Sie kämpfte über zwei Jahre lang mit Übelkeit und Erbrechen (die fälschlicherweise als „Angstzustand“ diagnostiziert wurden), bevor sie sich entschloss, diesen Symptomen, die ein zyklisches Muster aufwiesen, selbst auf den Grund zu gehen. Nachdem ihr sehr schnell klar wurde, dass ein großer Mangel an evidenzbasierten, neutralen klinischen Daten existierte, nutzte sie als wissenschaftliche Fachkraft ihre Möglichkeiten zu wissenschaftlicher Recherche, um die Rolle des Menstruationszyklus bei chronischen Krankheiten zu beleuchten.
Neben der Leitung von Menstrual Matters ist King gerade mit ihrer Promotion in Medizinsoziologie am Kings College London beschäftigt und schreibt an ihrer Doktorarbeit zum prämenstruellen Syndrom. Sie hofft, die klinische Forschung mit einer kritischen Analyse der geschichtlichen und sozialen Faktoren kombinieren zu können. So will sie erklären, warum die Medizin zum Teil dazu neigt, frauenspezifischen und vermutlich mit dem Menstruationszyklus im Zusammenhang stehenden Symptomen eher einer psychologischen als körperlichen Ursache zuzuschreiben.
– Viele Ärzte betrachten den Menstruationszyklus heute nur in Verbindung mit Fruchtbarkeitsthemen oder gynäkologischen Belangen. Sie sind hinsichtlich des Zusammenspiels von normalen körperlichen Funktionen und dem Menstruationszyklus nicht ausreichend geschult, genauso wenig wie bezüglich der auslösenden Faktoren von frauenspezifischen Symptomen. Wenn eine Frau im gebärfähigen Alter zu einem Arzt geht und über wiederkehrende Magen- oder Bauchschmerzen klagt, wird der Arzt vielleicht ein „sehr wahrscheinliches“ Reizdarmsyndrom feststellen, ohne sie jemals zu ihrem Menstruationszyklus oder hormonellen Medikamenten zu befragen.
Laut King gibt es dafür unterschiedliche Gründe. Einer ist der Schweigeeffekt, den das Menstruationstabu auslöst. Dieser kann Patienten und Ärzte davon abhalten, den Menstruationszyklus (und ganz besonders den Menstruationsfluss selbst) zu erwähnen. Ein weiterer Grund ist, dass klinische Forschung und Praxis zu diesem Thema auf verschiedene medizinische Fachgebiete verteilt sind. Ein Patient, der unter Ängsten oder Verdauungsbeschwerden leidet, wird entweder einen Psychiater oder einen Gastroenterologen aufsuchen, je nachdem, welches der Symptome vorrangig ist. Und das auch dann, wenn in beiden Fällen die zugrundeliegende Ursache hormoneller Natur ist.
Die Lösung ist eigentlich sehr einfach. Patienten bitten, ihre Symptome über zwei bis drei Menstruationszyklen hinweg zu verfolgen.
Durch die Sensibilisierung von Ärzten und Öffentlichkeit über die möglichen Auswirkungen und Ursachen des Menstruationszyklus hinsichtlich frauenspezifischer Symptome hofft King, Fehldiagnosen und Überdosierungen bei Patienten reduzieren zu können. Der Schlüssel zu allem ist Wissen, die Lösung selbst ist eigentlich sehr einfach. Man bittet die Patientin, über zwei bis drei Menstruationszyklen all ihre Symptome aufzuschreiben. Dadurch kann der Arzt besser zwischen eher chronischen Symptomen und potenziell hormonbedingten unterscheiden.
– Sobald eine Patientin weiß, dass ihr Zustand möglicherweise mit ihrem Hormonspiegel zusammenhängt, kann sie damit anfangen, Muster zu notieren, was ihr bei der Bewältigung ihrer Gesundheitsprobleme helfen kann. Ein Beispiel dafür ist etwa Asthma, das sich um den Eisprung herum oder während der Periode verschlimmert. Wenn Ärzte ihre Patienten im Rahmen einer normalen Untersuchung zu ihrem Menstruationszyklus und hormonellen Medikamenten befragen, können sie vielleicht eine Verbesserung des Zustands ihres Patienten bemerken. Weiterhin kann dies beim Abbau des Stigmas helfen, mit dem der Menstruationszyklus noch immer behaftet ist.