Pioniere des Fortschritts in West- und Zentralafrika

30 % aller Frauen im Senegal gehen arbeiten. 77 % von ihnen arbeiten in informellen Wirtschaftsbereichen – Kleinstunternehmen, auf dem Markt usw. Viele Frauen geben an, dass sich an ihrem Arbeitsplatz häufig keine Toiletten befinden oder aber diese nicht ungestört benutzt werden können.15

Lucile besitzt einen Laden auf dem Markt von Kaffrine, einer Stadt mitten im Senegal, und verkauft dort Stoffe sowie Körperpflegeprodukte. Im März 2017 schilderte sie ihren ganzen Frust über die unmöglichen sanitären Einrichtungen in der Umgebung des Markts:

– Ich arbeite seit 2009 auf dem Markt und habe die Toiletten noch nie benutzt. Wenn man es täte, würde man krank werden! Es ist nicht sicher, sie aufzusuchen, es gibt keine getrennten Bereiche für Männer und Frauen, sie sind dreckig und sie stinken bestialisch. Wenn ich Bauchweh bekomme, leiste ich mir ein Motorrad-Taxi, um nach Hause zu fahren (und dort auf die Toilette zu gehen) und ich zahle 200 F (0,35 USD) für die Fahrt dahin.

Frauen, die in informellen Sektoren arbeiten, sind aufgrund fehlender Standards und einem Mangel an öffentlichen Toiletten oft besonders schutzlos.

Der WSSCC setzt sich für die sanitären und hygienischen Bedürfnisse von Frauen und Mädchen innerhalb und außerhalb des Hauses ein. Er arbeitet sektorübergreifend mit lokalen, regionalen und nationalen Behörden und Regierungen zusammen, um die Politik umzugestalten, Budgets zu verknüpfen, Kapazitäten aufzubauen und Tabuthemen in die politischen Diskussionen aufzunehmen. Das gemeinsam mit den UN und Frauen aus West- und Zentralafrika durchgeführte Joint Programme zu den Themen Geschlechter, sanitäre Einrichtungen und Hygiene hat bereits zu politischen Veränderungen, Schulungen und Aktionsforschung in folgenden drei Ländern geführt: Niger, Kamerun und Senegal.

Der Senegal hat eine besondere Erfolgsgeschichte vorzuweisen, denn er hat sehr viele Befürworter in vielen Regierungsabteilungen, die die Verknüpfung der Themen Geschlecht, Gesundheit, sanitäre Einrichtungen und Hygiene auf nationaler Ebene unterstützen. Dadurch entstand eine Dynamik, die ausschlaggebend für einen veränderten politischen Ansatz war, der im November 2017 bestätigt wurde. Die Empfehlungen, die sich aus dem Joint Programme ergaben, dienten als Basis dieser Politik. Heute gibt es im Senegal auf nationaler Ebene Standard-Richtlinien für den Bau geeigneter sanitärer Einrichtungen, auch in öffentlichen Bereichen. Diese Richtlinien gelten nicht nur für staatliche Institutionen, sondern auch für den privaten Sektor und die allgemeine Bevölkerung.

Auch beim Thema Frauen ist der Senegal eine Erfolgsgeschichte: Das Schulungshandbuch zum Thema „reproduktive Gesundheit für Teenager und Jugendliche“ (Teen and Youth Reproductive Health Training Manual) beinhaltet jetzt auch Informationen zur Hygiene für Frauen, und der nationale Umweltkodex (National Code of Environment) wird überarbeitet, um Bestimmungen zur Menstruationshygiene, die im gesamten Senegal gelten, aufzunehmen.

15 WSSCC-UN Women Joint Programme on Gender, Sanitation and Hygiene, 2017.